Technik & Ausstattung

von Julia Breil

aus EXISTENZ 2022

Informationen zum Thema Mehrweg-Pflicht

Unterstützung und Orientierung rund um das Thema Mehrweg-Pflicht im Außer-­Haus-Betrieb gibt es hier.Beim Bundesumweltministerium unter:

Beim Lebensmittelverband unter:


Regeln für Verpackungen für den Außer-Haus-Konsum

Die Duni Group fasst die neuen Verpackungsregelungen für Gastronomiebetriebe im Hinblick auf die Ausgabe von Speisen und Getränken im Take-away-Konsum zusammen:

„Grundsätzlich gilt: Styroporverpackungen, Plastikbesteck und -strohhalme sind verboten. Wer generell Speisen in Verpackungen befüllt, unterliegt außerdem der Registrierungspflicht im LUCID-Verpackungsregister. Das ist jedoch schnell und einfach unter www.verpackungsregister.org erledigt.“
Ab dem 1. Januar 2023 tritt außerdem die gesetzliche Angebotspflicht für Mehrweg in Kraft. Einwegverpackungen bleiben dabei zwar weiterhin erlaubt, dem Endkunden muss jedoch – unter bestimmten Voraussetzungen – eine wiederverwendbare Mehrwegalternative angeboten werden. Der Kunde entscheidet, in welcher Verpackung (Ein- oder Mehrweg) er sein To-go-Gericht mitnehmen möchte. Im Bereich Mehrweg gibt es dabei verschiedene Systeme – mit und ohne Pfand. Auch die Anschaffung eines eigenen Systems wäre denkbar.

Nachhaltige Verpackungsalternativen

Mehrweg statt Abfall

Ab Januar 2023 sind Gastronomiebetriebe ab einer bestimmten Größe dazu verpflichtet, Mehrweg-Behälter als Alternative zu Einwegverpackungen für den Take-away-Konsum anzubieten.  Einwegplastikartikel müssen bereits seit Juli 2021 durch nachhaltige Produkte ersetzt werden. Hersteller von Verpackungsmaterialien unterstützen Gastronomen mit vielfältigen Konzepten.

Lieferdienste und Take-away-Konzepte haben durch die Lockdowns in der Corona-Pandemie einen regelrechten Boom erfahren – und die Nachfrage bricht auch mit der Wiedereröffnung der Gastronomien nicht ein. Doch der Preis für die an jeder Ecke verfügbaren Speisen und To-go-Gerichte ist hoch: Große Mengen Verpackungsabfall wandern unmittelbar nach dem Verzehr in den Müll. Daher sagt die Politik den Einwegverpackungen nun den Kampf an.

Ein entsprechendes aktuelles Gesetz sieht eine Ausweitung des Einweg­pfands sowie ein verpflichtendes Mehrwegangebot für den Außer-Haus-Verzehr vor. Für die Gastronomie und Lieferdienste ergeben sich so deutliche Änderungen: Ab 2023 werden Caterer, Lieferdienste und Restaurants EU-weit verpflichtet, Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern für Essen und Getränke zum Mitnehmen sowie bei Lieferungen anzubieten.

Eine Ausnahme ist für kleine Betriebe vorgesehen, die maximal fünf Beschäftigte und höchstens 80 Quadratmeter Verkaufsfläche haben. Hier sollen Kunden auf die Möglichkeit hingewiesen werden, Speisen und Getränke auch in mitgebrachten Behältern erhalten zu können. Bereits seit dem 3. Juli 2021 ist der Handel mit Wegwerfprodukten aus Plastik wie Einwegbesteck und -tellern, Strohhalmen und Rührstäbchen verboten. Das gilt ebenso für To-go-Becher und Einweg-Lebensmittelbehälter aus Styropor.

Für einen nachhaltigen Take-away-Konsum bietet Greenbox ein breites Produktportfolio an Mehrweg-Schalen, -Besteck und -Zubehör an. Ergänzt wird das Sortiment neu durch die Häppy Plate Menüteller, die mit Hilfe der Drei- oder Zwei-Kammer-Ausführung das separierte Servieren von
verschiedenen Speisen auf einem Menüteller ermöglichen. (Foto: Greenbox)

Wunsch nach Alternativen wächst

Doch auch in der Gesellschaft setze zunehmend das Bewusstsein ein, beim Außer-Haus-Konsum auf nachhaltige Verpackungslösungen zurückzugreifen, berichtet Fabian Eckert, Geschäftsführung von Recup & Rebowl: „Die Pandemie und die damit enorm gestiegene Nachfrage nach To-go- und Take-away-Produkten hat vielen Menschen vor Augen geführt, dass wir ein großes Müllproblem haben. Gastronomiebetriebe haben uns innerhalb der letzten zwei Jahre gespiegelt, dass die Kundschaft mehr und mehr gezielt nach einer nachhaltigen Alternative zu Styropor oder Plastik fragt.“

Beste Voraussetzungen also für die Einführung des verpflichtenden Mehrweg-Angebots Anfang kommenden Jahres. Worauf es den Gastgebern bei der Auswahl des geeigneten Mehrweg-Systems ankommt, hat der Verpackungsanbieter Greenbox mit einer Umfrage unter 720 Gastronomen ermittelt. „Dabei konnten wir feststellen, dass ganz vorne Eigenschaften wie zum Beispiel eine gute Stapelbarkeit (sicher und platzsparend), dichtschließende Deckel, Geschirrspülmaschinentauglichkeit und ein möglichst biologisches Material, welches recyclingfähig ist, noch vor einem günstigen Preis rangieren“, fasst Greenbox-Geschäftsführer Michael Brink die Umfrageergebnisse zusammen. Er weiß jedoch auch, dass die Betriebe zunehmend unter den steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen leiden, so dass teure Mehrweglösungen zu zusätzlichen Belastungen führen können. Brink betont daher: „Mehrweg muss sich also für die Gastronomiebetriebe rechnen, weshalb es günstiger sein kann, Mehrwegbehälter zu kaufen, anstatt sie per Nutzung zu bezahlen – wie dies von einigen Poolsystemen angeboten wird.“

Gastronomen können in den genormten Edelstahl-Behältern in verschiedenen Größen ihre Speisen mitnahmesicher und hygienisch verpackt anbieten. Auch eigene pfandfreie Mehrwegbehälter lassen sich mit einem QR-Code flexibel in das System einbinden. (Foto: Rieber)

Verschiedene Lösungen

Zunächst müssen sich Gastronomen entscheiden, ob sie ihren Gästen ein pfandfreies Mehrwegsystem anbieten oder auf Lösungen mit Pfand setzen, das bei Wiedergabe der Behälter zurückgezahlt wird. Ein pfandfreies System hat beispielsweise das Start-up-Unternehmen Relevo entwickelt: Mit einer App, durch die sich über einen QR-Code wiederverwendbare Verpackungen ausleihen lassen, wird unnötiger Verpackungsmüll vermieden. Das „Pfandsystem ohne Pfand“ ist ohne Aufwand und finanzielles Risiko in die Prozesse eines Restaurants integrierbar und Endkunden können die ausgeliehenen Mehrwegverpackungen bequem in allen teilnehmenden Restaurants wieder zurückgeben. Die App erfasst transparent die Anzahl aller eingesparten Verpackungen – und bringt zudem neue Endkunden in die Restaurants.

Ebenfalls als Mehrwegsystem konzipiert ist die Lösung „Eattainable“ von Rieber. Madlen Maier, Gesellschafterin des Familienunternehmens Rieber, erklärt die Vorzüge des Systems: „Hier ist entscheidend, dass die Mehrwegverpackung nicht aus Kunststoff besteht, sondern aus einem Material wie Edelstahl, Glas oder Keramik, mit einer vielfach höheren Recyclingquote, was in puncto Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle spielt. Ebenso sind diese Materialien 100 Prozent lebensmittelunbedenklich im Gegensatz zu den Kunststoffen.“ Denn dank seiner sehr hohen Schmelztemperatur von 1.500 bis 1.800 °C ist das Material hygienisch und robust und so nach Ansicht des Herstellers die einzige Lösung für ein skalierbares und unbedenkliches Mehrwegsystem. „Für einen effizienten und platzsparenden Einsatz und Prozess sind zudem Stapelbarkeit und Luftzirkulation nach dem Spülvorgang sehr wichtig, welche beim GN-System ebenso grundlegend gewährleistet sind“, ergänzt Maier.

Gastronomen können in den genormten Edelstahl-Behältern in verschiedenen Größen von der kleinen Ein-Portionen-Box bis zum Großverpflegungsbehälter ihre Speisen mitnahmesicher und hygienisch verpackt anbieten. Auch eigene pfandfreie Mehrwegbehälter lassen sich mit einem QR-Code flexibel und individuell in das System einbinden. Der Rundum-Service des Eattainable-Konzepts für Gastronomen beinhaltet neben der Einrichtung des Mehrweg-Systems sowie der Bereitstellung der erforderlichen QR-Codes, Edelstahl-Behälter und Werbemittel auch eine umfassende Beratung sowie auf Wunsch des Kunden eine individuelle Logo-Laserung auf den Seiten der Behälter. Das Dashboard, über das der Kunde jederzeit digital Informationen über seinen Ausleihstatus erhält, kann flexibel gestaltet werden, so dass der Gastronom frei über die Ausleihbedingungen zu entscheiden vermag. Zudem behalten die Mehrweg-Partner jederzeit den Überblick über ihre Pfandobjekte und können ihre Leihfristen selbst bestimmen.

„Die Pandemie und die damit enorm gestiegene Nachfrage nach To-go- und Take-away-Produkten hat vielen Menschen vor Augen geführt, dass wir ein großes Müllproblem haben“, erklärt Fabian Eckert, Mitglied der Geschäfts­führung von Recup & Rebowl. (Foto: Recup & Rebowl)

Pfand: Ja oder Nein?

Gemischte Gefühle herrschen bei den Gastronomiebetrieben allerdings im Hinblick auf die Pfandfrage. Ein vorübergehendes Entgelt für die Behälter schützt einerseits vor Schwund, andererseits könnte es Gäste abschrecken, die sich den Luxus eines Außer-­Haus-Essens gönnen und nicht zusätzlich Gebühren für Pfandbehälter ausgeben möchten. Madlen Maier wägt diesbezüglich ab: „Über ein Pfand bringt der Nutzer die Mehrwegverpackung erfahrungsgemäß schneller zurück und es ist bereits ,gelernt‘. Jedoch ist die Akzeptanz bei einigen Nutzergruppen, gerade wenn mehrere Mehrwegboxen ausgeliehen werden, hierfür einen höheren Betrag zu entrichten, nicht gegeben.“ Deshalb sollte das Ausleihen ihrer Ansicht nach pfandfrei sein und erst nach Überschreiten einer Leihfrist Kosten für den Kauf der Mehrwegbox für den Nutzer berechnet werden. „Hierdurch ist die monetäre Hürde eliminiert. Durch Digitalisierung kann dies heutzutage problemlos und einfach organisiert und automatisch gehandhabt werden“, schlägt die Gesellschafterin vor.

Eine ähnliche Meinung vertritt auch Michael Brink: „Wir haben festgestellt, dass Pfand Speisen oft unnötig verteuert. Das kann dazu führen, dass Speisen nicht verkauft werden.“ Man stelle sich den Kunden vor, der vier Menüs bestellt oder mitnehmen will und bei der Abholung oder Lieferung zwischen zwölf und 20 Euro Pfand für Mehrwegbehälter „zusätzlich berappen muss“, führt der Geschäftsführer aus. Greenbox habe daher mit „Merways“ eine kostenlose mobile App entwickelt, die Mehrwegausleihe ohne Pfand und ohne Bargeld ermögliche. „Gastrobetriebe und Kunden installieren die App auf dem Smartphone oder Tablet, hinterlegen in der App nur zur Sicherheit ein Zahlungsmittel, wie zum Beispiel Paypal, welches nur dann genutzt wird, wenn die Behälter nach zwei Wochen nicht zurückgebracht werden“, erläutert Brink das Mehrweg-Konzept. Die bio-basierten Greenbox Mehrweg-Behälter bestehen zu 40 Prozent aus Holzfaser­anteil und orientieren sich an den bekannten Standardgrößen in der Gastronomie. Dazu gehören stapelbare Zwei- und Drei-Kammer-­Menüteller und Bowls für Salate, Currys, Suppen und Nudelgerichte in den Größen 1.000, 650 und 400 Milliliter. „Ganz neu sind unsere Mehrweg-Burger-Boxen sowie Klappdeckel Menübehälter“, ergänzt Michael Brink.

Fabian Eckert von Recup & Rebowl sieht ebenfalls keine gravierenden Hürden, die gegen ein Mehrwegsystem mit Pfand sprechen, sofern das Pfand erst bei Nicht-Rückgabe berechnet wird. Er führt an: „Ein Pfandsystem ist unkompliziert und inklusiv. Es orientiert sich am deutschen Flaschenpfandsystem, um es als analoges Mehrwegsystem der Masse zugänglich zu machen. Es gibt keine Einstiegshürden in Form von App-Downloads oder Datenangaben, und durch die große Bekanntheit des Systems bedarf es nicht viel Erklärungsaufwand, ist allen Alters- und Gesellschaftsgruppen zugänglich und lässt sich leicht in den Betriebsablauf integrieren.“ Auch die Kosten für den Gastronomen in Form einer fixen monatlichen Systemgebühr von 25 bis 45 Euro blieben überschaubar und seien kalkulierbar sowie langfristig günstiger als Einwegverpackungen, ist Eckert überzeugt. Individuelle Beratungsgespräche und Infoveranstaltungen zum Thema Mehrweg durch die unternehmensinternen Experten geben den Gastronomen Aufschluss über das Mehrweg-Konzept des Herstellers.

Nachhaltige Einwegprodukte

Entscheidet sich der Kunde trotz Mehrweg-Alternative für die Speisenmitnahme in einer Einwegverpackung, hält Duni für die Gastronomiebetriebe nachhaltige Einweg-Verpackungen bereit. Die zertifizierten Verpackungslösungen Bio-Pak bestehen aus erneuerbaren, pflanzlichen oder recycelten Rohstoffen und weisen einen niedrigen CO2-Fußabdruck auf. Alle nicht vermeidbaren Emissionen entlang der Wertschöpfungskette werden laut Hersteller durch den Kauf von Emissionsgutschriften ausgeglichen. Das Sortiment enthält unter anderem Holzbesteck aus 100 Prozent FSC-zertifiziertem Birkenholz, kompostierbare Bagasse- und FSC-zertifizierte Papp-Verpackungen und Teller sowie Pappbecher und rPET-Gläser. Inzwischen hat der Hersteller die nachhaltigen Einwegverpackungen um die Sortimente Cube und Brick erweitert. Diese bieten die effiziente Ausnutzung des Platzes nicht nur bei der Lagerung, sondern auch im Kühlregal oder der Auslage, Allround-Talente für warme und kalte Speisen, größte Sicherheit für den auslaufsicheren Transport und höchste Nachhaltigkeitsstandards. „Speziell im Bereich transparenter Deckel und Becher ist rPET aus dem PET-Kreislauf eine umweltfreundliche Lösung, die nach Gebrauch wieder in den Kreislauf zurückgehen kann“, erklärt Axel Gelhot. Bio-Pak kompensiere darüber hinaus das restliche CO2, das entlang der Lieferkette und innerhalb des Herstellungsprozesses entstehe. „So können alle Bio-Pak Verpackungen der Gastronomie und damit auch Endkunden CO2-neutral angeboten werden“, betont der Duni-Experte.

Geschirr aus Pflanzenresten

Auch Papstar bietet Geschirr aus Pflanzenresten an. Das Geschirr des Pure-Sortiments besteht zu 100 Prozent aus Agrarresten wie Reisstroh, Bananen- und Zuckerrohrstauden, die als Teil der landwirtschaftlichen Produktion anfallen. Durch die umweltschonende Verarbeitung der Pflanzenreste zu selbstbindenden Fasern wird Energie gespart und die Verunreinigung von Wasser durch Chemie vermieden. Das Einmalgeschirr ist vollständig biologisch abbaubar und kompostierbar, die Teller und Schalen sind auf ihre Lebensmitteltauglichkeit von unabhängigen Instituten getestet worden und in unterschiedlichen Größen und Formen erhältlich.

Doch ob bio-basierte Einwegverpackung, eigene Mehrweg-Behälter oder ein Mehrweg-Rundumservice inklusive hochwertiger Edelstahl-Behälter – die unterschiedlichen Lösungen für einen nachhaltigen To-go-Konsum zeigen: Zwar steckt das Mehrweg-Konzept noch in den Kinderschuhen, der Wandel in den Köpfen der Gesellschaft hat aber bereits begonnen. Spätestens mit Inkraft treten der ab 2023 gelten Pflicht zum Anbieten von Mehrwegbehältern als Alternative zu Einwegbehältern müssen sich auch Existenzgründer, die Take-­away-Gerichte anbieten, mit geeigneten Lösungen auseinandersetzen.