Foto oben:
Unsplash/Helena Lopes
Foto links:
Mso Digital
Hendrik Böckmann ist Head of Digital Marketing bei der Digitalen Marketingagentur Mso Digital.
Insbesondere kleinen Unternehmen fehlen oft die nötigen Ressourcen, um eine Agentur für ihr Marketing sowie einen ausdrucksstarken Internetauftritt zu beauftragen. Doch eine übersichtliche Website mit Informationen zum Betrieb und zum kulinarischen Angebot ist für gastronomische Einrichtungen in der heutigen, digitalen Welt unerlässlich. Auch die Anwesenheit auf den sozialen Medien nimmt an Bedeutung zu und sollte insbesondere von Existenzgründern nicht unterschätzt werden, weiß Hendrik Böckmann, Head of Digital Marketing bei der Digitalen Marketingagentur Mso Digital: „Die Präsenz auf sozialen Plattformen bietet die Möglichkeit, das eigene Ladenlokal bereits vor der Öffnung einem breiten Publikum zu präsentieren und so Bekanntheit auf regionalen Märkten zu erlangen.“
Darüber hinaus gäben die verschiedenen sozialen Plattformen den bereits gewonnenen Gästen Gelegenheit, ihre Erfahrungen mit dem Gastronomiebetrieb auf Social Media zu teilen und im besten Fall Empfehlungen auszusprechen. So könnten weitere Kunden für einen Besuch animiert werden, gibt Böckmann zu bedenken. Auch lokale Influencer könnten laut dem Marketing-Experten beispielsweise dabei helfen, Kunden in den Laden zu locken, indem diese auf ihren Kanälen Impressionen ihres Besuchs posten. Als dritten wesentlichen Aspekt, der für das Bespielen von Social-Media-Portalen spricht, führt Böckmann an: „Auf Social-Media-Plattformen können gezielt Werbeanzeigen geschaltet werden. Diese lassen sich auf eine bestimmte Region und Nutzergruppe begrenzen, so dass genau die Zielgruppe angesprochen wird, die wirklich erreicht werden soll.“
Dabei sollte die Entscheidung für die Aktivierung eines oder mehrerer Social-Media-Accounts nicht als Entweder-oder-Frage im Hinblick auf die Installation einer Unternehmenswebsite verstanden werden. „Soziale Medien sind in gewisser Hinsicht ein verlängerter Arm der eigenen Homepage. Hier kann spontaner und dynamischer agiert werden“, erläutert Hendrik Böckmann. Besondere Anlässe wie Events ließen sich dort gut kommunizieren, denn Studien zufolge verbringen Social-Media-Nutzer täglich knapp eineinhalb Stunden auf verschiedenen sozialen Plattformen. „Die eigene Kundschaft kann so schnell und einfach über situative Begebenheiten wie etwa frei gewordene Kapazitäten am Wochenende oder Rabattaktionen informiert werden“, schlägt der Marketing-Fachmann vor. Auf der Homepage hingegen würden solch zeitlich begrenzten Informationen schnell untergehen, weiß Böckmann. Er fügt hinzu: „Durch die Feeds werden Inhalte auch Usern ausgespielt, die der eigenen Social-Media-Seite noch nicht folgen.“ Gerade Gastronomiebetriebe sollten sich die zahlreichen Möglichkeiten der sozialen Plattformen daher nicht entgehen lassen, ist Böckmann überzeugt.
Foto: F&B Heroes
Punktet mit einem innovativen Konzept – das Rooftop-Restaurant Obendrüber im Darmstädter Kaufhaus Henschel.
Doch obwohl die Krise – nicht zuletzt durch die Lockdowns in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen – das gastronomische Leben in den vergangenen zwei Jahren stark ausgebremst hat, kam es zu keinem endgültigen Stillstand in der Branche. „Es gab zwei klare Trends: Delivery als massiv erstarkter Vertriebskanal und Outdoor als zusätzlicher, unter Corona-Aspekten sicherer Gastbereich“, sagt Jean-Georges Ploner und ergänzt: „Delivery war weltweit der Gewinner: also Essen selbst ausliefern, liefern lassen oder von Gästen abholen lassen.“ Für die Mehrzahl der Restaurants bedeutete das eine gravierende Umstellung sowie eine Betriebs- und Produktionsanpassung. Denn es galt, Speisenangebot, Verpackung, Vertrieb und Vermarktung in kurzer Zeit auf die neuen Herausforderungen einzustellen. „Aus einem Nebenbereich wurde die Haupteinnahmequelle und einzige Chance, den Betrieb überhaupt aufrecht-
zuerhalten“, führt der Gastronomie-Experte weiter aus. Er sei sicher, dass der Trend zu hybriden Essenskonzepten, die verpackungsfähig seien, bleiben werde. Darüber hinaus benennt Ploner den Outdoor-Trend: „Es gab viele spontane und durchaus kreative Lösungen, um Freiflächen zu schaffen. Hervorzuheben ist das Zusammenspiel von Städten und Gastronomie, insbesondere das Entgegenkommen der Behörden bei der Genehmigung neuer Outdoorbereiche angesichts der existenzbedrohenden Situation der Gastronomen.“
Laut Frank Buchheister haben sich aufgrund der Hilfen alle Gastro-Konzepte mit „weißen“, also nicht manipulierbaren, Kassen durchgesetzt. Insofern gibt es aus seiner Sicht hier keine Trendentwicklung. „Was momentan noch nicht erkennbar ist, aber sich ähnlich wie im Ausland entwickeln könnte, sind die sogenannten Ghost Kitchen, also Gastrobetriebe, die gar keine Gäste mehr empfangen wollen, sondern lediglich an den Gast ausliefern“, erläutert der Vorstandsvorsitzende des Leaders Club Deutschland. Er sieht hier auch Modelle auf Erfolgskurs, bei denen eine Ghost Kitchen mit einer eigenen Produktion für gastronomische Ketten oder Systemgastronomen kombiniert werde. Logistisch mache es kaum einen Unterschied, betont Buchheister, ob gleich an den Gast zu Hause oder an einen Filialbetrieb geliefert werde, wo der Gast „noch“ zum Besuch persönlich erscheine.
Für Existenzgründer ist es allerdings wichtig, nicht nur die Corona-Krise und ihre Auswirkungen zu berücksichtigen, sondern auch aktuelle Ernährungskonzepte. Trendforscher haben festgestellt, dass für Verbraucher gesunde, regionale und schadstoffarme Lebensmittel eine immer größere Rolle spielen und diese Themen sich auch in den gastronomischen Food-Trends widerspiegeln. Das bedeutet aber keineswegs, dass Gastronomen zur traditionellen Hausmannskost zurückkehren müssen. Regionale Gerichte können neu interpretiert werden, darüber hinaus werden Lebensmittel wie Quinoa, Soja und Süßkartoffeln mittlerweile auch in Deutschland angebaut. Hinzu kommt, dass auch Alles-Esser mitunter gerne ein leckeres, fleischloses Gericht wählen.
Aus Skandinavien kommt verstärkt das Zero-Waste-Konzept in Deutschland an, bei dem es darum geht, Lebensmittel ganzheitlich zu verarbeiten und Speiseabfälle zu vermeiden. Für den Gastronomen bedeutet dies, im ersten Schritt zu überprüfen, welche Menge an Gerichten für ein Buffet vorzuhalten und ob die Portionsgrößen noch zeitgemäß sind oder der jeweiligen Gäste-Zielgruppe entsprechen.
Das Bestellen beim Lieferdienst ist durch die Corona-Pandemie noch beliebter geworden. Doch auch in diesem Bereich zeichnet sich der Trend zu nachhaltigen Gerichten ab. Mancher Delivery-Anbieter setzt mittlerweile zudem auf den Do-it-yourself-Food-Trend und liefert den Kunden Lebensmittelpakete mit Rezepten zum gemeinsamen Selberkochen.
Um in der Gastronomiebranche auf Dauer bestehen zu können, gilt es für Existenzgründer also, sich von der Konkurrenz oder von den Mitbewerbern im direkten Umfeld abzuheben. „Nutzt man bestehende Trends ohne einzigartiges eigenes Profil, schwimmt man auf der Welle mit, punktet aber nicht“, warnt Jean-Georges Ploner. Der Experte rät daher, zeitgemäß zu sein und Trends mitzunehmen, aber zugleich auf ein besonderes Alleinstellungsmerkmal zu achten. Wichtig sei, sich in Bezug auf das Angebot und die Präsentation individuell aufzustellen, um aufzufallen, neugierig zu machen und Gäste zu begeistern. „Die zentrale Frage ist daher: Welchen eigenen Trend setze ich? Ganz wichtig ist, nicht die Fehler der Vergangenheit zu übernehmen, sondern ganz neue Wege zu gehen“, rät der Spezialist für Konzepte, Innovation und F&B-Consulting. Denn ein neues Konzept an den Start zu bringen, sei eine einzigartige Chance, die nicht wiederkomme, bekräftigt Ploner.
Frank Buchheister weist darauf hin, dass die Kostenstruktur momentan wichtiger denn je sei: „Auf der einen Seite gibt es – wie oben beschrieben – im Business- und Tagesgeschäft geringere Frequenzen, auf der anderen Seite steigen für den Gastronomen die Kosten für Energie, Ware und Personal deutlich an“, gibt der Vorstandsvorsitzende des Leaders Club Deutschland zu bedenken. Vor diesem Hintergrund empfiehlt er dem Existenzgründer, zu überprüfen, ob sein Konzept die Kostensteigerung vertragen könne, und in jedem Fall die Businesspläne den neuen Gegebenheiten anzupassen.
Der Fachkräftemangel, der sämtliche Wirtschaftsbereiche durchzieht, macht sich seit der Pandemie in der Gastronomie noch stärker bemerkbar. Doch es lohnt sich für Existenzgründer, Mut zu haben und mit einem innovativen Konzept in die Branche einzusteigen. „Die Mitarbeiter kommen langsam zurück. Es bewerben sich wieder mehr Leute“, weiß Jean-Georges Ploner und benennt noch einen weiteren entscheidenden Aspekt: „Wer neu aufmacht, hat den Riesenvorteil, seine Parameter selbst bestimmen zu können.“ Bei einem bestehenden Konzept sei das dem Hospitality-Experten zufolge nicht möglich, da dann zu viel bereits vorgegeben sei. Deshalb lohne es sich, „am Anfang radikal neu zu denken, nichts als gegeben zu betrachten und bei der Planung alle Bereiche zu berücksichtigen: Küche, Produktion, Speisen-, Getränke- und Servicekonzept“, führt Ploner aus. Wichtig sei, dass das Gesamtvorhaben stimmig sei und funktioniere. „Fehler werden nicht verziehen. Als Grundprinzip empfehle ich: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Und: Nichts wiederholen, was andere machen, die schon lange am Markt sind“, lautet der Ratschlag des Experten von F&B Heroes für ein gelungenes Gastro-Konzept.
Frank Buchheister betont zudem, dass die Gastronomiebranche gemeinsam an vielen Fronten arbeite. „Unsere Personal Recruiting Kampagne Gastro-Family macht den Beruf in der Gastronomie wieder interessant und begehrenswert. Hier spielen wir die Leidenschaft und Vielfältigkeit der Berufe in unserer Branche aus“, weiß der Profi. Seiner Meinung nach werden die Gastronomen die Arbeitsplätze nicht nur durch die gestiegenen Löhne interessanter, sondern auch durch flexible Arbeitszeit- und Freizeitkonzepte attraktiver machen. Darüber hinaus arbeite der Leaders Club Deutschland auch mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) intensiv am Thema Zuwanderung und Integration in die gastronomische Arbeitswelt, berichtet Buchheister. Nur so könne es langfristig gelingen, ausreichend Arbeitskraft auch für die anderen Branchen zu bekommen, ist der Vorstandsvorsitzende des Leaders Club überzeugt.