Julia Breil

26 September, 2024

DGE: Positionspapier Kuhmilch und pflanzliche Alternativen: Nährstoffdefizite beachten

In einem aktuellen Positionspapier beleuchtet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) die Kriterien „Nährwerte“, „Nachhaltigkeit“ und „Gesundheit“ sowohl von Kuhmilch als auch von pflanzlichen Milchalternativen. Darin ist auch beschrieben, wann sich der Griff zu den Ersatzprodukten lohnt.

Milch und Milchprodukte wie Joghurt, Quark und Käse sollten in einem gesundheitsfördernden, ausgewogenen Speiseplan nicht fehlen und in mäßigen Mengen täglich auf den Teller kommen, lautet die aktualisierte Empfehlung der DGE. In ihrem aktuellen Positionspapier „Kuhmilch(-produkte) und pflanzliche Milchalternativen in einer nachhaltigeren Ernährung“ vergleicht die Ernährungsorganisation, wie beide Lebensmittelgruppen in Sachen Nährwerte, Gesundheit und Nachhaltigkeit abschneiden.

Neu im aktuellen Positionspapier ist dabei neben dem Gesundheitsfaktor auch die Berücksichtigung des Umweltaspektes. In diesem Sinne reduzierte die DGE die empfohlene Tagesmeng an Milch- und Milchprodukte von drei auf jeweils zwei Portionen, wobei eine Portion beispielsweise ein Glas Milch, ein Becher Naturjoghurt oder eine Scheibe Käse sein kann. Aufgrund der in Milchprodukten enthaltenen wichtigen Nährstoffe wie Calcium, Jod, Vitamin B2 und Vitamin B12 bleibt der tägliche Konsum daher weiterhin empfehlenswert – auch wenn die tierischen Klassiker eine höhere Umweltbelastung verursachen als ihr pflanzliches Pendant.

Fehlende Langzeitstudien zu Ersatzprodukten

Wer wenig oder gar keine Kuhmilch(-produkte) oder mehr als die empfohlene Tagesmenge konsumiert, dem raten die Ernährungsexperten zum Griff zu pflanzlichen Milchalternativen. So könne einerseits die Bandbreite an pflanzlichen Lebensmitteln zugunsten einer pflanzenbetonteren Ernährung vergrößert werden. Andererseits trage der Konsum von vermehrt pflanzlichen Lebensmitteln zur Verringerung von ernährungsbedingten Umweltbelastungen bei.

Allgemeine Aussagen über den gesundheitlichen Nutzen von pflanzlichen Milchalternativen sind laut DGE jedoch aufgrund fehlender Daten aus Langzeitstudien schwierig. Fest stehe aber, dass diese in ernährungsphysiologischer Hinsicht nicht mit klassischen Milchprodukten vergleichbar seien, sofern sie nicht mit verschiedenen Nährstoffen angereichert werden. Personen, die wenig oder keine Kuhmilch verzehren, sollten daher auf eine ausreichende Versorgung mit Calcium und Jod sowie – insbesondere bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung – Vitamin B2 und Vitamin B12 achten.

Große Unterschiede im Bereich pflanzliche Alternativen

Doch auch untereinander unterscheiden sich pflanzliche Milchalternativen je nach Rohstoff, Zusätzen und Verarbeitung teils deutlich – sowohl im Hinblick auf ihren Energie- als auch Nährstoffgehalt. Demnach ist der Kohlenhydrat- und Zuckergehalt bei pflanzlichen Milchalternativen aus Hülsenfrüchten sowie Nüssen und Samen in der Regel geringer als bei Kuhmilch. Drinks aus Getreide enthalten im Gegensatz dazu mehr Kohlenhydrate. Was den Proteingehalt angeht, so können pflanzliche Milchalternativen in der Regel nicht mit dem tierischen Klassiker mithalten, lediglich Produkte aus Hülsenfrüchten – vor allem aus Soja – ähneln Kuhmilch häufig in Proteingehalt sowie -qualität, heißt es im Positionspapier. Auch der Fettgehalt in pflanzlichen Milchalternativen ist sehr unterschiedlich.

Generell aber enthalten Pflanzendrinks, vor allem aus Samen und Nüssen, mehr ungesättigte Fettsäuren als Kuhmilch sowie teilweise gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe. Mit Blick auf den Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen unterscheiden sich pflanzliche Milchalternativen aber deutlich, was laut Positionspapier davon abhängig ist, ob die jeweiligen Produkte angereichert wurden. Daher kommt die DGE zu dem Fazit: „Ausgehend von den in Deutschland üblichen Verzehrgewohnheiten kann der vollständige oder teilweise Ersatz von Kuhmilch(-produkten) durch pflanzliche Milchalternativen ohne angemessene Substitution beziehungsweise einen entsprechenden Ausgleich zu Nährstoffdefiziten führen. Entscheidend dafür ist die gesamte Lebensmittelauswahl.“

Pflanzliche Alternativen sind umweltfreundlicher

Ein wesentlicher Unterschied zwischen klassischen und pflanzlichen Alternativen von Milch und Milchprodukten besteht aber auch in ihren Umweltauswirkungen. Während Studien zufolge die Produktion tierischer Lebensmittel die Umwelt und das Klima stark belastet, verursachen pflanzliche Milchalternativen durchschnittlich weniger Treibhausgasemissionen. Auch Wasserverbrauch und erforderliche Landnutzungsfläche fallen bei der Produktion für die pflanzlichen Ersatzprodukte niedriger aus.

Dennoch gibt das Positionspapier auch zu bedenken, dass die Umweltauswirkungen beider Lebensmittelgruppen starken Schwankungen unterliegen. So fehlten häufig Daten der verschiedenen Umweltaspekte, die bei der Berechnung der Umweltauswirkungen eine Rolle spielte – in deren Folge nicht alle Produkte in Bezug auf alle Umweltindikatoren miteinander verglichen werden könnten.

Konkrete Handlungsempfehlungen zum Konsum pflanzlicher Milchalternativen

Wer sich für den Konsum von pflanzlichen Alternativen für Milchprodukte entscheidet, für den hat die DGE in ihrem Positionspapier konkrete Handlungsempfehlungen festgehalten. So sollten Verbraucher unter anderem bevorzugte jene Alternativprodukte wählen, die mit Calcium, Jod und – vor allem bei einer ausschließlich vegetarischen oder veganen Ernährung – mit Vitamin B2 und B12 angereichert sind. Ansonsten raten die Ernährungsexperten, diese Nährstoffe durch andere Lebensmittel in ausreichendem Maße zuzuführen oder aber durch Nahrungsergänzungsmittel.

Weiterhin sollten bevorzugt nur jene Milchproduktealternativen konsumiert werden, die auf zugesetzten Zucker verzichten. Dabei gibt ein Blick auf die Zutatenliste Aufschluss über die Anteile an Zutaten und zugesetzten Vitamine, Mineralstoffe und Zusatzstoffe. Um sich bei einer gewünschten Umstellung auf mehr pflanzliche Milchalternativen langsam an den Geschmack zu gewöhnen, könnten Verbraucher Kuhmilch zunächst mit dem Ersatzprodukt mischen und dieses Mischverhältnis schrittweise anpassen, rät die DGE.